Liebe Leser, Ihre netNews-Redaktion
Vergangenes Jahr war es Bluetooth, dieses Jahr ist es UMTS: Der große
Hype auf der CeBIT. Alle Mobilfunkprovider und Handy-Hersteller
zeigen die ersten Handys - nein: "Handsets" - mit denen man einmal
viel mehr als Telefonieren kann. Doch wirklich kaufen und verwenden
kann man derzeit weder UMTS-Endgeräte noch -Netze. Frühestens 2003
soll der Mobilfunk der dritten Generation starten. Sony Ericsson,
Nokia und Siemens vertrösten in Sachen UMTS-Endgeräte einheitlich auf
das dritte oder vierte Quartal dieses Jahres und stellen bestenfalls
Prototypen oder Designstudien vor.
Das UMTS-Handy von Siemens lässt einiges erhoffen: Zum ersten Mal
wurde ein organisches Display (OLED) verbaut, das aus allen Sichtwinkeln
kristallklare und farbenprächtige Bilder liefert. Viel mehr
lässt sich über den Prototyp nicht sicher sagen, es könne sich noch
vieles ändern, heißt es. Rückschlüsse auf Größe und Gewicht des
endgültigen Gerätes sind trügerisch, kommt doch im Prototyp "Siemens
UMTS zu Demonstrationszwecken nur die DECT-Technik der Schnurlostelefone zum Einsatz.
Die auf der CeBIT demonstrierten UMTS-Videosequenzen erinnern stark
an Internet-Streams der späten Neunziger: Briefmarkengroße Bewegtbildsequenzen
ruckeln einige Sekunden vor sich hin, ein bisschen Ton
gibt es auch. Und obwohl die Videos mittlerweile eine stolze
Sonderbriefmarkengröße erreicht haben, ist das einzig Faszinierende die
Tatsache, dass das Video auf einem Handy abgespielt wird.
Nur einer der etablierten, in Europa bekannten Hersteller wird in
naher Zukunft ein G3-Handy an den Start bringen. Motorola will mit
dem A820 im Sommer das UMTS-Zeitalter in Deutschland einläuten,
obwohl zu diesem Zeitpunkt ein entsprechendes Netz nicht einmal in
Ballungsräumen verfügbar sein wird. Das ist aber nicht weiter
schlimm, denn es sieht nahezu so aus, als wollten die Entwickler
zeigen, was sie können und alle verfügbaren Abkürzungen in ein Gerät
packen. UMTS, Tri-Band GSM, GPRS, MPEG4, MMS, EMS, J2ME, WAP, IrDA:
Kurzum, das A820 kann alles. Das Telefon ist "nebenbei" in allen GSM-Netzen
dieser Erde zu Hause, schießt Fotos, versendet MMS-Nachrichten,
spielt Videos ab und der Kurzstreckenfunk Bluetooth ist auch
integriert. Dabei liegt das Gerät gut in der Hand und wiegt exakt 157
Gramm. Zugegeben, normalerweise ist man aus dem Hause Motorola
kleinere, zierlichere Geräte gewohnt - erstaunlich ist allerdings,
dass sich diese Funktionsvielfalt bereits auf 130 Kubikzentimetern
vereinen lässt, brauchte man bislang für dasselbe Ergebnis mindestens
drei Geräte.
Der japanische Mobilfunker NTT Docomo zeigt dagegen auf seinem Stand
bereits jetzt funktionierende Systeme, da UMTS unter dem Markennamen
"FOMA" bereits seit vergangenem Jahr in japanischen Großstädten
verfügbar ist. Auf den Displays der japanischen Handys, die unter
anderem von Panasonic gefertigt werden, ist in Hannover die Meldung
"Out of Network Range" zu lesen. Denn hierzulande wurde erst die
mehrere Jahre alte DoCoMo-Erfindung i-Mode über den Kooperationspartner
E-Plus freigeschaltet. UMTS ist eben doch noch ganz schön
weit weg. Vielleicht dann nächstes Jahr, auf der CeBIT 2003.
++ Siemens UMTS:
++ Das Foma von Panasonic/NTT:
Die technische Entwicklung beim Mobilfunk klafft auf den Kontinente1n
weit auseinander: In den USA läuft man großteils noch mit Analog-Handy
und extra Text-Pager durch die Gegend, in Europa tippt man sich
die Finger beim SMS-Schreiben wund - doch in Japan drückt man auf den
"i-Mode"-Knopf des Handys, ist sofort online und surft mit
vergleichsweise großem Farb-Display im Internet. Während jetzt Telekom
und Vodafone auf der CeBIT die Vorzüge und den langsam in greifbare
Nähe rückenden Starttermin von UMTS in den Vordergrund stellen,
präsentiert E-Plus i-Mode.
i-Mode basiert auf etablierten Standards: Zur Datenübertragung wird
GPRS genutzt, eine Technik, die inzwischen in allen GSM-Handynetzen
verfügbar ist. Die i-Mode-Seiten sind in i-HTML geschrieben, einer im
Befehlssatz verkleinerten Form von HTML, der Programmiersprache des
World Wide Webs. Von der technischen Seite ist i-Mode daher eine
"kleinere" Variante des WWW und keine Insellösung wie das hierzulande
in den Handys steckende WAP.
Homepages, Bilder, Töne, Animationen - alles ist möglich, solange es
auf das Handy-Display passt und es den Anwender nicht mit langer
Übertragungsdauer nervt. Auch hier ein großer Unterschied zu WAP:
i-Mode wird nach übertragener Datenmenge, nicht nach Online-Zeit
abgerechnet. Bei großen Downloads spielt das zwar keine Rolle - die
Übertragungsdauer ist schließlich proportional zur Datenmenge - aber
dafür kann man die i-Mode-Seiten so lange betrachten, wie man möchte;
der Einheitenzähler tickt nur, wenn auch wirklich Daten fließen.
Dennoch: WAP-Handys existieren bereits, ein i-Mode-Handy muss man
sich dagegen erst kaufen - seit diesem Samstag in den E-Plus-Läden
für 249 Euro. Zudem kostet i-Mode 3 Euro im Monat extra, plus 1 Cent
pro übertragenem Kilobyte an Daten. Ralf Haug, der Marketingmanager
für i-Mode ist dennoch vom Erfolg überzeugt: "Ein Faktor wird sein,
dass die Inhalte nicht vom Netzbetreiber eingekauft werden müssen,
sondern dass bereits 68 Content-Partner zum i-Mode-Start ihre Inhalte
bereitstellen." An i-Mode-Inhalten wird es nicht mangeln - sie sind
leicht zu programmieren und: Premium-Dienste für 0,25 bis 2 Euro
monatlich sind möglich, abgerechnet wird direkt über die E-Plus-Rechnung.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Benutzer daran
gewöhnen werden, für bestimmte Dienste Geld zu bezahlen", ist sich
Holger Haussmann, der Sales-Director bei Falk New Media sicher. Denn
die Darstellung von Stadtplänen sei unter i-Mode beispielsweise
weitaus komfortabler als auf kleinen, schwarzweißen WAP-Handys.
Ob das im Vergleich zu Wap größere Angebot aber genügend Kunden
überzeugen kann, ist fraglich: Die meisten Dienste sind im "Festnetz-Internet" -
dem World Wide Web - schließlich kostenlos. Und selbst
wer unterwegs dringend eine E-Mail versenden oder den aktuellen
Börsenkurs abrufen muss: Dafür reicht das gute alte Wap-Handy
allemal. Wir haben zudem das bisher einzig verfügbare i-Mode Handy
n21i von NEC getestet: Relativ groß, aus Plastik - und die
Benutzerführung ist auf den japanischen Manga-Geschmack ausgerichtet.
Und wer schon die Bedienung eines PDAs als umständlich empfindet,
wird mit i-Mode erst recht keine Freude haben - vergleichbar großes
Farb-Display hin oder her.
++ i-Mode bei E-Plus:
++ NTT DoCoMo hat's erfunden:
++ Das Motorola UMTS-Handy A820:
Vor zirka fünf Jahren war ISDN der Daten-Turbo fürs Internet.
Inzwischen ist ISDN relativ langsam und das zwölf mal schnellere T-DSL,
das sozusagen huckepack zum Telefonsignal übertragen wird, ist das
Nonplusultra. Doch seit dieser Woche ist auch T-DSL mit seinen
inzwischen über zwei Millionen Teilnehmern kein Statussymbol mehr für
Internet-Freaks. "T-DSL 1500" braucht nun derjenige, der seiner
Online-Bakanntschaft noch imponieren will. 1.500 Kilobit in der
Sekunde saugt das schnelle T-DSL aus dem Internet - falls der Server
am anderen Ende des Internets da überhaupt mithalten kann.
Damit der Anwender seinen schnellen Telekom-Anschluss überhaupt
ausreizen kann, wird die Telekom zukünftig auch verstärkt Inhalte
anbieten. Der "First Mover im Konvergenzmarkt aus IT und TK" wird die
Deutsche Telekom werden, verspricht Vorstandsvorsitzender Ron Sommer
auf der CeBIT. "TK" steht für die Telekommunikation; da kenne sich
die Deutsche Telekom aus (wir lassen diese Aussage jetzt einfach so
unkommentiert im Raum stehen). Und IT, die Informationstechnologie -
oder neudeutsch: Information Technology - bedeutet hier nichts
anderes, als Inhalte und deren technische Umsetzung. Content im
Internet, so Ron Sommer, ist mehr als etwa Fußballergebnisse. Nämlich
zum Beispiel auch News, Finanzen, Reisen, Sport und Entertainment.
Zwar haben fast alle Startups, die in den vergangenen zwei Jahren
damit im Internet Geld verdienen wollten, pleite gemacht, aber die
Deutsche Telekom ist gezwungen, das Internet mit auch
familientauglichen Inhalten anzureichern - sonst existiert schließlich
nichts, was sich mit einem künftigen UMTS-Handy anzusehen lohnte.
Noch in diesem Jahr startet die Deutsche Telekom mit UMTS.
Weihnachtsgrüße mit dem neuen Highspeed-Handy wird es zwar nicht geben,
aber immerhin werden noch dieses Jahr zwanzig deutsche Großstädte mit
über 3.000 UMTS-Funkmasten versorgt. Die UMTS-Inhalte liefert dann
das Online-Portal der Telekom, das nun seit der CeBIT unter "T-Mobile
Online Start Center" firmiert: Die Inhalte - oben genannte News,
Finanzen, Reisen, und so weiter - gliedern sich in die, ebenfalls auf
der CeBIT vorgestellten, T-Zones. Jene lassen sich allerdings nicht
erst mit UMTS, sondern auch jetzt schon mit einem herkömmlichen
WAP-Handy abrufen. Doch mit UMTS, dem milliardenschweren
Mobilfunkstandard der dritten Generation, werden die Bilder auf dem Handy dann
endlich auch das Laufen lernen.
Doch richtig schnell, das ist das Internet nur mit T-DSL. Deshalb
gibt es jetzt auch T-DSL für alle Lebenslagen: T-DSL normal, T-DSL
1.500 für Online-Junkies, T-DSL via Satellit - das außer dem Namen
nichts mit T-DSL gemeinsam hat - sowie für Geschäftskunden auch T-DSL
mit 2.300 Kilobit in der Sekunde, und sogar symmetrisches T-DSL:
Damit die Daten "nach oben" ins Internet genauso schnell fließen, wie
"nach unten" aus dem Internet zum Anwender. Doch damit sind die
Produktinnovationen der Deutschen Telekom noch überhaupt nicht
ausgereizt: Nach eigener Aussage der Telekom verträgt die
Teilnehmeranschlussleitung - das Kupferkabel, über das Telefon und T-DSL in den
Haushalt übertragen werden - bis zu 52.000 Kilobit in der Sekunde.
Das genügt noch für viele CeBITs voller Produktinnovationen dieser
Art.
* http://www.telekom.de
Vor sieben Jahren hatte Microsoft-Gründer Bill Gates eine Vison:
"Information at your fingertips" - Informationen und Software immer
und überall, unabhängig vom Aufenthaltsort und vom Endgerät. Gates
prognostizierte das Wahrwerden dieser Vision für das Jahr 2005 - doch
er hat sich verschätzt. Zumindest in Europa soll das Jahr der multimedialen Unabhängigkeit 2002 heißen.
Auf der einen Seite gibt es Microsofts neue Technologie .NET: Die
technische Plattform, um Daten und Programme im Internet abzulegen,
diese intelligent zu verknüpfen und sie auf beliebigen Endgeräten
abzurufen. Wenn beispielsweise die eMails und das Adressbuch in
.NET gespeichert werden, kann man selbst im Internet-Café erfahren,
dass man den Geburtstag der Schwiegermutter vergessen hat - und
.NET findet den nächtgelegenen Blumenladen oder veranlasst automatisch die Lieferung an die gespeicherte Adresse.
Auf der anderen Seite steht die Deutsche Telekom, die in ganz Europa
Mobilfunknetze betreibt und diese erst mit GPRS und demnächst mit
UMTS aufrüstet. GPRS steht für langsames Internet - funktioniert aber
schon heute - und UMTS verheißt Highspeed-Internet - aber erst ab
2003. Man benötigt also nicht einmal mehr ein Internet-Café, um an
Daten zu kommen: Die Erinnerung an die Schwiegermutter kommt
vollautomatisch per SMS, die Blumenbestellung klappt per WAP.
Vor zwei Jahren hieß das Internet fürs Handy "WAP". Doch mit den
blassen WAP-Seiten lässt sich kein Geld verdienen, genauso wenig wie
mit Inhalten im World Wide Web. E-Plus startete auf der CeBIT deshalb
i-Mode - was im Endeffekt aber auch nicht mehr ist als ein aufgebohrtes
WAP - mit der Möglichkeit für Content-Partner, kostenpflichtige Premium-Dienste anzubieten.
Anders bei der Telekom: .NET basiert auf der universalen
Beschreibungssprache XML. Damit funktioniert das T-.NET nicht nur auf
WAP-Handys, sondern auch am Windows-Rechner oder am mobilen
Pocket-PC, vorausgesetzt, es ist eine Internet-Anbindung vorhanden.
So zumindest die Theorie, die tatsächlichen Anwendungen fehlen noch.
Während Computerhersteller Apple den Rechner als "digitalen Hub", den
Mittelpunkt im Wohnzimmer zum Anschluss und zur Nutzung digitaler
Endgeräte sieht, verliert der PC für Microsoft an Bedeutung: Der
graue Kasten steht irgendwo in einer Ecke, nur das Microsoft-Betriebssystem
Windows XP hat darauf zu laufen, um zum Beispiel per
Funk-Tablett darauf zugreifen zu können. Doch das Hauptaugenmerk
liegt in den kommenden zehn Jahren auf der intelligenten Vernetzung
von Geräten und Informationen.
Zusammen seien Microsoft und die Deutsche Telekom das Dreamteam für
die Konvergenz aus Informationstechnologie und Telekommunikation, so
Ron Sommer auf der CeBIT beim gemeinsamen Auftritt mit Steve Ballmer.
Das T.NET bringe den Businesskunden mehr Produktivität und dem
Privatkunden mehr Entertainment, erklärte Sommer weiter. Somit sei
das T.NET die perfekte Grundlage für die neuen T-Zones der Telekom,
die neuen Online-Angebote wie News, Sport oder Musik. So kann in
Zukunft das T.NET automatisch eine Kiste Bier beim nächstgelegenen
Lieferdienst bestellen, wenn der eigene Fußballverein gewonnen hat.
Auch wer nichts zu verbergen hat, zieht noch lange nicht in ein
gläsernes Haus. Doch im Internet ist der "gläserne Surfer" längst
Realität: Webseitenbetreiber und Werbetreibende sammeln IP-Adressen,
analysieren das Surf- und Kaufverhalten und speichern Cookies zur
eindeutigen Identifizierung des Anwenders. Wenn dann der Branchenriese
Microsoft einen Dienst zur "intelligenten Verknüpfung" von
Anwendungen und Kundendaten etabliert - .NET - dann laufen Datenschützer Sturm.
Für den Anwender heißt das nun: Entweder mit dem Komfort und dem
unguten Gefühl leben, dass die eigenen Kundendaten irgendwo im
Internet liegen und missbraucht oder von Hackern geklaut werden. Oder
auf die vielen intelligenten Dienste verzichten, die das Online-Eldorado
versprechen - und auch zukünftig bei jeder Seite von Hand
einloggen, keinen Online-Kalender verwenden und keinesfalls mit
Kreditkarte bezahlen. Doch glaubt man dem Hard- und Software-Anbieter
Sun, dann gibt es eine dritte Möglichkeit: Sun ONE.
Sun Microsystems präsentiert sich auf der CeBIT 2002 mit dem Wortspiel
"Sun ONE - We make the Net Work". Sun ONE steht in direkter
Konkurrenz zu Microsofts .NET-Technologie: Zwei Netzwerktechnologien,
die Web-basierte Services anbieten. Microsoft setzt natürlich auf
Windows, den hauseigenen Authentifizierungs-Dienst Passport und
weitere Microsoft-eigene Produkte. Sun verheißt dagegen
Plattformunabhängigkeit, der Hardware-neutralen Programmiersprache Java sei
Dank. Am Rande erwähnt: Java ist ein Produkt von Sun.
Auch dem "bösen" Passport - dem Authentifizierungsdienst von Microsoft
- hat Sun etwas entgegenzusetzen: die "Liberty Alliance", nach
eigener Aussage "der Gegenpol der freien Welt zu Microsofts Passport-Ansatz".
Anders als bei Passport werden nicht alle Anwenderdaten bei
einem Anbieter - Microsoft - gespeichert. Statt dessen tauschen die
Liberty-Alliance-Mitglieder die benötigten Kundendaten nur bei
Bedarf.
Sun ist nun im Zugzwang: Sun ONE gibt es schon seit Monaten - doch
niemand kennt es. Microsofts .NET ist dagegen eines der großen Themen
auf der CeBIT. Die Deutsche Telekom gab am Mittwoch auf der Messe
medienwirksam die Kooperation für ihre mobilen T-Zone-Dienste mit
Microsoft bekannt - und nicht mit dem langjährigen Technologiepartner
Sun. Auch die Liberty Alliance funktioniert nicht nur mit guten
Vorsätzen: "An der Implementierung wird nun mit Hochdruck gearbeitet",
erklärte Sun-Geschäftsführer Helmut Wilke der netNews-Redaktion.
"Wir können schon Demos auf der CeBIT zeigen, aber keine fertige
Produkte."
Je schneller wir uns bewegen, desto langsamer vergeht für uns die
Zeit. Sagt Einstein. Im ICE vergeht die Zeit wie nichts. Sagt die
Bahn. Wer schon einmal versucht hat, im Zug eine Internet-Verbindung
aufzubauen, kann diese widersprüchlichen Situationen dennoch beide
bestätigen: Mit Notebook und Handy online zu gehen ist einerseits
quälend langsam, andererseits sprinten die Einheiten nur so auf die
Telefonrechnung. Im Oktober 2001 beschlossen Microsoft-CEO Steve
Balmer und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Hartmut
Mehdorn, ein weitreichendes Abkommen: Drahtlose Kommunikationsdienste
sollen in den Zügen der Deutschen Bahn erprobt werden. Zur CeBIT
startet das Pilotprojekt - drei Wagen der ersten Klasse zwischen
Nürnberg und Hannover haben Funknetzwerke und Pocket PCs an Bord.
Dann heißt es Notebook mit Funkkarte aufklappen - oder Pocket PC
ausleihen - und schon ist man online.
Doch online sein und "drin sein" sind derzeit noch zwei verschiedene
Dinge: "Wir haben ein Set von Diensten definiert," so
Produktmanagerin Stefanie Rothenbücher von Microsoft Deutschland. "Es gibt
Nachrichten, Wetterinformationen, Infos über Hannover und selbstverständlich
auch über die CeBIT. Auch die Unterhaltung kommt nicht
zu kurz: Es können auf den Pocket PCs Hörbücher aus dem Netzwerk
angehört werden und eine Auswahl an Spielen ist auch dabei." Direkt
aufs Internet kann allerdings noch nicht zugegriffen werden - eMails
abrufen oder Web-Surfen bleibt also eine Zukunftsvision.
Die Zusammenarbeit solle verdeutlichen, was bereits heute mit
Microsoft-Windows-basierten Pocket PCs möglich ist, so Kurt Siebold, der
Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Bahnchef
Mehdorn dagegen möchte mit dem Pilotprojekt testen, welche drahtlosen
Services die Gäste im Zug überhaupt wünschen. Die CeBIT-Züge
beinhalten Funkbasisstationen und Windows-Pocket PCs von Compaq, sowie
den Content von der Deutschen Bahn. Doch ein Musikprogramm und Reisedaten
- das findet man auch heute schon in deutschen Zügen - ganz
ohne Wireless-LAN und Microsoft-Endgeräte.
"Der Gedanke dabei ist," erklärt Microsoft-Produktmanagerin Rothenbücher,
"dass wir das Kundenfeedback in den Vordergrund stellen. Das
heißt wir wollen herausfinden, welche Services beim Reisenden ankommen.
Und: wäre er eventuell bereit, dafür zu zahlen?" Für die nun
angebotenen Dienste wohl kaum - aber für einen schnellen und stabilen
Internet-Zugang: ja, gerne.
* http://www.bahn-net.de/presse/presse-informationen/index.htm
Mobile Dienste per Handy - eMails, Nachrichten, Routenplaner und so
weiter - sind Thema Nummer Eins auf der CeBIT. Dennoch ersetzt kein
noch so großes Handy-Display das gesprochene Wort: Viele Menschen
rufen lieber die teure Service-Nummer einer Telefonauskunft an,
anstatt per PC, PDA, WAP - der vielleicht auch i-Mode - im Internet
nach dem Eintrag zu suchen. Dies erschließt ein enorm großes Anwen-
dungsgebiet für "Voice Commerce": das Geschäft mit dem freundlichen
Fräulein im Computer. Auf der CeBIT präsentiert die Firma Clarity das
angeblich "menschlichste Computer-Sprachdialogsystem der Welt". Am
Telefon spricht beispielsweise die Stimme von Verona Feldbusch und
geht auf die Fragen des Anrufers mehr oder weniger sinnvoll ein - vom
Original fast nicht zu unterscheiden, behauptet Clarity.
Früher waren Sprachdialogsysteme auf eine starre Menüstruktur und
wenige Steuerkommandos wie "Ja" und "Nein" beschränkt. Seit Mitte der
Neunziger hat sich daher die Steuerung mit DTMF-Tonwahl durchgesetzt
("Drücken Sie jetzt die Eins, wenn Sie..."). Inzwischen können die
nahezu in Vergessenheit geratenen Dialogsysteme aber sogar unabhängig
vom Sprecher dessen Worte verstehen und den Satzinhalt analysieren -
damit versteht der Computer inzwischen selbst Sätze wie "Ich möchte
gerne Pizza Nummer 14 mit extra Käse und ohne Paprika". Zudem ist der
Computer stets freundlich, nuschelt nicht und ist 24 Stunden am Tag
erreichbar.
"Diese Systeme werden vor allem dort eingesetzt, wo es sich um
dynamischen Content handelt, zum Beispiel zum Abruf von Börsenkursen",
so Christoph Pfeiffer, der Clarity-Vorstandsvorsitzende auf
der CeBIT. Dennoch müssen Call-Center-Mitarbeiter noch nicht um ihre
Jobs fürchten; die absolute Anzahl an Arbeitsplätzen werde steigen,
so Pfeiffer weiter, denn der Boom beim Voice Commerce schaffe auch
viele neue Stellen. "Dadurch, dass zahlreiche neue Dienste ins Leben
gerufen werden, benötigt man auch menschliche Mitarbeiter, die die
Fragen beantworten können, welche für den Computer zu komplex sind."
Clarity erwartet alleine in diesem Jahr die Installation von 13.000
neuen Sprachdialogsystemen in Deutschland - und damit auch viele neue
Arbeitsplätze.
Nicht nur die Spracheingabe, auch die Sprachausgabe ist inzwischen
fast auf menschlichem Niveau. Nachdem die gesprochenen Wörter von
Hand in die einzelnen Phoneme zerlegt wurden, setzt der Computer aus
diesen kleinsten Laut-Einheiten wieder beliebige neue Wörter zusammen.
Schon kann beispielsweise Verona Feldbusch am Telefon durch
das Warensortiment eines Kaufhauses führen und individuell auf den
Anrufer eingehen.
Wahrscheinlich wird Voice Commerce, oder genauer gesagt die zugrunde
liegende Spracherkennung und -synthese, der Trend einer der kommenden
CeBITs. Nämlich dann, wenn die Technik so weit ausgereift und auch
die Endgeräte so leistungsstark sind, dass man dem Handy oder PDA in
normaler Sprache Befehle erteilen und Informationen abrufen kann.
Wenn man zum Beispiel zum Organizer-Handy sagt, "ruf¹ mal den
Geschäftskunden an, mit dem ich gestern Abend Essen war" - und das
Handy nach kurzer Rückfrage zu wählen beginnt.
++ Die erste Voice-Commerce-Studie
++ Clarity
++ Neuer Verband: Vascom noch ohne eigene Homepage
++ Die Mit-Gründer von Vascom:
++ Mittwoch:
* Viag startet SMS-Banking-Pilotprojekt
Der Mobilfunkbetreiber Viag Interkom, der nun unter dem
Namen O2 firmiert, stellt auf der CeBIT ein SMS-Banking-Pilotprojekt vor. Ab Mai können Kunden der Münchner
Stadtsparkasse per Handy den Kontostand überprüfen oder auch Geld
überweisen. Damit möchte O2 künftig seine Aktivitäten im
Bereich M-Commerce ausbauen.
* Quam präsentiert auf der CeBIT erstmals Kundenzahlen
Branchenexperten hatten dem Mobilfunkanbieter Quam bislang
gerade mal 20.000 Kunden zugetraut. "Die Welt" hatte von
50.000 Kunden gesprochen. Am Mittwoch hat Quam auf der CeBIT
erstmals konkrete Kundenzahlen vorgelegt und die Branche damit
ziemlich überrascht. Quam-Geschäftsführer Ernst Folgmann
"präsentierte" die 75.000 Kunden sichtlich stolz. Auf der CeBIT
stellt Quam zudem ein Multi-Acess-Portal vor, eine einheitliche
Plattform für SMS, WAP und Web. Das neue Portal soll den Grundstein
einer künftigen UMTS-Service-Plattform bilden.
* Europapremiere für Hifi-System mit Internet-Anschluß
Philips präsentiert auf der CeBIT das erste Micro-Hifi-System mit
direktem Internet-Anschluß. In den USA ist die Anlage bereits im
Januar auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas vorgestellt
worden, hierzulande feiert sie auf der CeBIT Europapremiere. Das
Gerät mit dem ungestümen Namen "Streamium MC-i 200" arbeitet
ausschließlich mit vorkonfigurierten Online-Musikdiensten zusammen
und holt sich über eine Breitband-Anbindung ein umfassendes
Online-Musikangebot direkt ins Haus. Bis auf eine "Online-Taste"
unterscheide die Anlage nichts von einem herkömmlichen HIFI-System,
so Sprecher Klaus Petri. Die Anlage mit Ethernetanschluss wird im
September für rund 500 Euro auf dem deutschen Markt erhältlich sein.
++ Donnerstag:
* UMTS-Boom in den nächsten acht Jahren
Das internationale UMTS-Forum stellte auf der CeBIT eine neue
Studie vor, die besagt, dass bis 2010 weltweit rund 630 Millionen
Nutzer den neuen Mobilfunkstandard UMTS nutzen werden. 196 Millionen
der Nutzer werden aus Europa kommen. 2004 soll, der Studie zufolge,
der mit UMTS erzielte Umsatz bei 37Milliarden Dollar liegen.
* Suse stellt neueste Version des Linux-Pakets - 8.0 - vor
Auf der CeBIT stellt die Nürnberger SuSE AG die neueste Version
ihres Linux Pakets 8.0 vor. Als erste Distribution setzt SuSE damit
auf den neuesten grafischen Desktop KDE 3. SuSE will das alternative
Betriebssystem so attraktiver für Privatanwender machen. Neben einer
überarbeiteten Oberfläche soll das Linux-Paket schneller werden und
erheblich weniger Ressourcen verbrauchen. Ferner werden Anwendungen
wie eMail- und Internet-Programme sowie die automatische
Installationsroutine wesentlich komfortabler und einfacher.
* Luxus-Handys Vertu nicht auf der CeBIT
Der finnische Handy-Hersteller Nokia hat seine Luxus-Handys Vertu
nicht auf die CeBIT mitgebracht. Man ziele auf einen völlig anderen
Markt, so eine Sprecherin. Die Vertu-Handys mit Stahl, Gold oder
Platin-Gehäuse liegen preislich zwischen satten 5000 und 24.000 Euro.
Die ersten Luxus-Telefone sollen ab Sommer des Jahres erhältlich
sein.
* Motorola-UMTS-Handy für 1000 Euro
Motorola wartet auf der CeBIT mit einer Reihe neuer Mobilfunktelefone
für GSM und GPRS, sowie dem ersten UMTS-Gerät auf. Das UMTS-Handy
A820 soll im dritten Quartal 2002 auf den Markt kommen und rund 1.000
Euro kosten.
++ Freitag:
* Staatssekretär Fritz Rudolf Körper stellt digitalen Dienstausweis
vor
Das Bundesinnenministerium hat gemeinsam mit dem Bundesamt für
Sicherheit in der Informationstechnik im November 2001 erstmals in
der Bundesverwaltung die Erprobung eines digitalen Dienstausweises
gestartet. Am Freitag präsentierte der parlamentarische
Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Fritz Rudolf Körper den
digitalen Dienstausweis auf der CeBIT. Herzstück der Karte sei ein
Kontakt-Chip, mit dem elektronische Signaturen erzeugt werden können.
Die Multifunktionalität der Karte ermögliche es, Dokumente
entsprechend dem Signaturgesetz zu signieren sowie eMails zu
verschlüsseln. Ein elektronisch erhaltenes Dokument könne somit seinem
Absender und Urheber eindeutig zugeordnet und von Unbefugten nicht
gelesen werden, so der Staatssekretär.
* Zoll startet Online-Auktion
Der deutsche Zoll versteigert beschlagnahmte Waren jetzt auch im
Internet. Bundesfinanzminister Hans Eichel stellte die
Online-Zollauktion auf der CeBIT vor und schaltete die Internetadresse
www.zoll-d.de frei. Neben PKWs, Wertsachen und Spirituosen gibt es
auch komplette Einbauküchen zu ersteigern. Der Meistbietende erhält
per eMail den Zuschlag und die Aufforderung den Artikel innerhalb von
vier Wochen bei der jeweiligen Dienststelle abzuholen. Zum mitbieten
ist eine Registrierung unter www.zoll-d.de erforderlich.
* Bundesregierung: Kostenlose Sicherheits-CD mit Virenschutz
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Fritz
Rudolf Körper hat auf der CeBIT eine neue Sicherheits-CD vorgestellt.
Die CD beinhaltet neben allgemeinen Informationen zu Sicherheit im
Internet eine Tool-Box mit Programmen zu Virenschutz, Verschlüsselung,
Web-Filterung und Kinderschutz. Damit biete die Bundesregierung
kostenlos eine kompakte Hilfe, damit auch Computer-Laien ihre Sicherheit
beim Surfen im Internet verbessern könnten, so Körper. Die CD
ist im Internet unter www.bsi.de erhältlich.
* CeBIT: Erste flexible Disk
Die Firma Flexstrom hat zur CeBIT die, nach eigenen Angaben, weltweit
erste flexible Disk vorgestellt. Die flexCD verfügt über den
Speicherplatz einer herkömmlichen CD, ist aber nur 0,1 Millimeter dick.
Als Einsatzgebiete sieht Flexstorm vor allen Dingen Direktmarketing
und Promotion.
++ Samstag
* BITKOM fordert modernen Urheberrechtsschutz
Der Branchenverband BITKOM forderte auf der CeBIT erneut moderne
Urheber-Vergütungssystemen für digitale Medien. BITKOM-Vizepräsident
Menno Harms appellierte bei dieser Gelegenheit an die Politik, eine
zukunftsorientierte Neuerung des deutschen Urheberrechts anzugehen.
Nach Ansicht des BITKOM kann eine gerechte Vergütung der Urheber in
der digitalen Welt nur durch Digital-Rights-Management-Systeme
geschehen.
* eMail-Pager Blackberry auf der CeBIT vorgestellt
O2, vormals Viag Interkom bietet jetzt den E-Mail-Pager Blackberry
an. Der Handheld empfängt selbstständig eMails mittels GPRS-Push-Verfahren
ohne dass der Nutzer sich einwählen muss. Der vorwiegend
für Business-Kunden konzipierte Blackberry verfügt zudem über eine
Telefonfunktionalität. Der Dienst inklusive Gerät schlägt mit rund
60 Euro monatlich zu Buche.
* Focus: 20 Prozent weniger CeBIT-Besucher als im Vorjahr
Laut einer Mitteilung des Focus habe die CeBIT an den ersten drei
Messetagen 20 Prozent weniger Messe-Besucher als im Vorjahr
verzeichnen müssen. Das Nachrichtenmagazin beruft sich dabei auf eine
Hochrechnung der Hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra und Move. Diese
hätten an den ersten drei Tagen 316.000 Messegäste gezählt. Knapp
70.000 weniger als im vergangenen Jahr. Ulrich Koch, Pressesprecher
der CeBIT, wollte diese Vermutung allerdings nicht bestätigen, es
gäbe auch "andere Wege nach Rom" als Üstra und Move. Offizielle
Zahlen legt die Messeleitung erst am Sonntag vor.
++ Sonntag
* Hacker entdecken "undichte" W-Lans auf der CeBIT
Hacker der Netzwerkinitiative WaveHan haben auf der CeBIT die drahtlosen
Firmennetze der ausstellenden Unternehmen geprüft. Mit einem
überraschenden Ergebnis die Hacker entdeckten rund 800 zumeist
ungeschützte Funk-LANs. In den Großteil der Netze könnte sich jeder
beliebige Messebesucher mit Hilfe eines Notebooks und einer Funkkarte
einbuchen und firmeninterne Informationen abrufen. Die Initiative hat
jetzt unter www.wavehan.de eine Liste der betroffenen Firmen veröffentlicht.
* Sony muss Playstation aus den Vitrinen räumen
Sony musste jetzt die Playstation 2, die mit auf die CeBIT gebracht
wurde, wieder aus den Vitrinen räumen. Konkurrent Microsoft hatte
Beschwerde bei der Messeleitung eingelegt. Ernst Raue, Vorstandsmitglied
der deutschen Messe AG Hannover äußerte im Gespräch mit der
netNews-Redaktion, es sei zum ersten Mal vorgekommen, dass ein
namhafter Aussteller aufgefordert werden musste, ein Exponat vom
Stand zu entfernen. Die Messe Hannover schreibt in Richtlinien den
Ausstellern vor, welche Exponate in Hannover gezeigt werden dürfen.
Computerspiele- und Konsolen gehören nicht dazu.
* Zwischenbilanz auf der CeBIT: weniger Besucher
Die deutsche Messe AG Hannover hat am Sonntag eine erste Zwischenbilanz
gezogen und die offiziellen Besucherzahlen zur Halbzeit
vorgelegt. Bis Samstag Abend waren es 350.000 Besucher aus aller
Welt, die es auf das Messegelände Hannover gezogen hat. Das nach vier
Messetagen, im letzten Jahr konnte die Messeleitung diese Anzahl
bereits am Tag drei verzeichnen. Auch wenn sich die Messeleitung
zufrieden zeigt und die Besucherzahl durch den zusätzlichen Messetag
schönzureden versucht: Nach dem Ausstellerrückgang bedeutet das für
die CeBIT in diesem Jahr auch einen Besucherrückgang. Viele sparen
sich also in diesem Jahr das Eintrittsgeld für die weltgrößte
Computermesse und auch die Aussteller selbst müssen kürzer treten:
Auf der CeBIT 2002 sind insgesamt nur 120.000 Mitarbeiter an den
Ständen - 20.000 weniger als im Vorjahr.
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